CORONATUS – „Porta Obscura“

CORONATUS - Porta Obscura Präzise Sounds und mittelalterliche Sirenen. Gothic lässt grüßen. Für gewöhnlich langweilen solche Konstrukte schnell und klingen abgegriffen und unecht. Coronatus hält da ganz gut die Balance. „Porta Obscura“ ist ihr zweiter Langspieler und wurde auch dort gemastert wo die Seele solcher keltischen Anflüge liegt: im Finnfox Studio von Mika Jussila (Nightwish, Children of Bodom). Das Debüt „Lux Noctis“ im Jahre 2007 erregte hierzulande bereits Aufsehen, der Nachfolger der zwei Vocalistinnen legt da gut nach. Und dennoch bleibt hier und da ein Beigeschmack von Abgeschmack.

„Cast my Spell“ ist sehr gelungen, der „Prologue“ traumhaft, und doch… der Sinn der Multilinguistik erschließt sich auch nach mehrmaligem Hören nicht. Es ist eine geschäftsmäßige Unart heutzutage, die sich leider immerwieder breit macht, den Künstlern zu sagen: „Mensch, mach doch mal so ein paar Nummern in englisch, damit wir das auch im Ausland verkaufen können…“. Nicht Fisch nicht Fleisch, was denn nun?! Gerade diese Band hat es mit Perlen wie „Mein Herz“, „Fallen“, oder „Am Kreuz“ gar nicht nötig betteln zu gehen.

Ernsthaft betrachtet ist es genau dieses Hickhack zwischen den Name-der-Rose-ich-bin-Latein und Burgenland Fantasien, wenn diese mit Anglizismen verquirlt werden. Verscheißern kann sich der Kunde schließlich selbst, dafür braucht er keine Plattenfirmen oder Künstler mit schlechten Strategien. In den Nachkriegsjahren (die zwei Dekaden nach Hitler, als man nach neuen Weltbildern suchte) war es gängige Praxis jeden Schlagersänger in so vielen Sprachen singen zu lassen wie es ging. Das bedeutete, dass ein Titel für den Deutschen Markt ebenso in bis zu sechzehn anderen Sprachen gesungen werden musste. Diese Aufgabe setzt aber auch ein gewisses Wagnis und Potenzial vorraus diese Editionen zu bedienen. Nur eben, dass auf diese Weise ein und die selbe Scheibe verschieden sprachig aufgelegt und vertrieben wurde. Das hat immerhin Gesicht. Heute hingegen scheidet man einfach einen großen Haufen Unverdautes aus und versucht diesen dann über die Grenzen hinaus zu verschachern. Es ist traurig.

Weniger ist eben mehr. Das Talent sollte sich konzentriert zeigen. Es ist natürlich kein Makel der Mehrsprachigkeit nachzugehen, aber der Geist des Weines wird auf diese Weise lediglich verwässert. Und dieses Schicksal betrifft dann eine talentierte Formation wie Coronatus ebenso tötlich. Joy for the Moment. Aber das ist wohl die letzte Zuckung des Neoliberalismus eine Schein-Aktie ins Portfolio zu stellen. Ganz oder gar nicht ist hier angesagt, denn sonst entpuppt sich Coronatus nur als weiterer Fake und Wellenreiter. Das wäre tragisch und Vergeudung des Hörenswerten.

released 28.08.2008, Soulfood Music

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