„Kraftwerk“ out now: ALIEN TO THE SYSTEM

kraftwerk800Alien To The System haben eine Metamorphose durch gemacht. Kennen gelernt habe ich die Band auf einem Bassworkshop, den ich für die Firma ESP und Tech21 gegeben habe. Damals sprach mich der Bassist an und schenkte mir eine CD. Da war die Band bereits im Umbruch, irgendwo zwischen englischem Stroke Metal und deutschen Texten dazu. Ich bin zugegebener Maßen auch nicht so tief in der Materie, als dass ich alle Definitionen des heutigen Metal durchleben könnte, denn ich bin ein Kind der Achtziger und vielleicht auch noch der 1900-Neunziger. Ich verstehe also Metal im ursprünglichen Sinne. Prophetische Nuancen, deren Definition mir femd sind, sind mir gleich.

atts-live

Alien To The System @ Ola Englund Show

Dennoch beeindruckte mich seiner Zeit A.T.T.S. einfach vom Fleck weg mit ihrem Artwork. Ein Alien, das dich auffrisst, mit tausend Spinnenaugen und vielen kleinen Linien. O.K. – da sollte man ‚reinhören, dachte ich. Bäm! Fett auf den Punkt. Englisch-Deutsch gemischt, verwirrend. Musikalisch jedoch satt und richtungsweisend. Die Jungs wissen was sie wollen, was sie können, was sie machen. Als mich dann die Beatbox Hannover gefragt hat, welche Band man in das Rahmenprogramm zum musicschool24 – Ola Englund Workshop (Washburn/Randall, September 2014) nehmen könnte, da stand die Sache bereits für mich fest. Also habe ich blind diese Band weiter empfohlen, und das, obwohl ich sie noch nie live gehört und gesehen habe. Was die Band dann den Abend abgeliefert hat, war derart tight, und unfassbar brettig laut, dass ich sogar durch geschlossene Türen hellhörig wurde. Alien… hat einfach einen sauberen Job hingelegt. So viel ist mal klar.

So kam es dann, in positiver Erinnerung, dass mir die neue Studioproduktion in die Hände gefallen ist. Der erste, reale Silberling „KRAFTWERK“ der Band. Wieder ein erschreckend geiles Artwork, liebevolles Booklet, das Moster Part II kommt über uns herein. Der Sound ist hart, fett, aggressiv, und zelebriert die Kunst der Monotonie. Beim ersten Durchhören klingen alle Tonlagen gleich. Zum Teil sind sie das auch, dennoch geben sich die Musiker die größte Mühe es nicht nach Einerlei klingen zu lassen. Die Arbeit an den Drums muss hier wirklich hervorgehoben werden. Und speziefisch dem modernen Genre wird auch exzellent synchron gemorst.

Ola Englund & die "Signature"

Ola Englund & die „Signature“

Als Anspieltipp nenne ich hier „BLUT“, „DER AUFSTAND“ – sicherlich einer der schärfsten Titel auf dem Album, sowie mein persönlicher Favorit „DAS ZWEITE GESICHT“. Die durchweg deutschen Lyrics sind klar und deutlich in Scream-Manie zu verstehen. Beeindruckend wieder einmal die Präzision von Alien To The System. Die Ballade „ENDLOS“ wirkt plötzlich offen und versöhnlich, erinnert aber auch an große Vorbilder. Macht aber nichts.

Alles in allem kommt der Lokalpatriarch A.T.T.S. unerwartet anders und dennoch gewohnt direkt. Zwar bin ich mir sicher, dass die Reise noch nicht zu Ende ist, doch das neue Gesicht macht sich ganz gut. Für meinen Geschmack darf der Gesang noch etwas vielfältiger sein, dem Genre wird er jedoch gerecht. Auf Soli wird verzichtet – das ist eine Frage des Stils. Was jedoch viel wichtiger ist, die Band leidet sehr unter dem Verlust ihres Drummers, und dies ist ein schmerzlicher Verlust. Hiermit rufe ich alle ambitionierten und hammermäßigen Drummer auf, sich bei Alien… zu bewerben. Denn dort zeigt der Frosch, wo er die Locken hat.


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