Zu meiner Schulzeit waren die Strukturen der Musiklehre noch eher alt hergebracht: Notenkunde, Kanon und Blockflöte galten als vorherrschend in der musikalischen Erziehung. In den 1960er und 70er Jahren diente dies wohl mehr disziplinarischen Zielen, als denen, die Muse und die Kunst hervor zu bringen. Mit den damals angebotenen Stilmitteln konnte man vor allem eines – die Lust am Musizieren versauern lassen. Diejenigen „ohne natürliche Begabung“ wurden über einen Kamm geschoren und aussortiert. Wer sich als Kind dieser Auslese entziehen konnte, der hatte dementsprechend Talent und musste sich in der Folge beugen, und einfach schlucken was auf den Tisch kam. In dieser Situation wurde mir schnell klar: das muss auch besser gehen!
Denn Musik, speziell das Erzeugen von Klängen durch Gesang und Rhythmus, ist ein menschliches Naturbedürfnis. Das fühlten und wussten schon unsere urzeitlichen Vorfahren beim Bewohnen ihrer Höhlen. Nicht zuletzt aus diesem Bedürfnis heraus entwickelte sich dann die Sprache des Menschen – gleichzeitig prägten sich Handwerk und Geschicklichkeit weiter aus, die ersten Instrumente wurden gebaut, und das menschliche Gehirn steigerte nochmals seine Fähigkeiten. Es gibt somit eine direkte Verbindung zwischen Sprachzentrum, Motorik und Lernfähigkeit, deren Ursprung die Musik ist. Musik sollte deshalb nicht dazu führen, Frustrationen zu verursachen, sondern eigentlich dem Gegenteil dienen. Denn genau genommen trägt ja jeder Mensch die Musik im Herzen, bzw. in seinen Genen. Es geht also nur um den Weg diese Verbindung herzustellen. Das ist keine Frage von Talent.
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