Hierzulande leicht belächelt, weniger ernst genommen und durch die Escapaden in der Yellow Press touchierten Vorkommnisse, hat Britney Spears ungeachtet dessen ihren fünften Longplayer wie einen Meilenstein in die Popwelt gestellt. Denn wer da gedacht hat, dass die vermeintlich peinliche Vorstellung an der Striptease Stange ein gescheitertes Comeback bedeute, der hat sich schlicht verkalkuliert und die Rechnung ohne jene amerikanische Business-Maschinerie gemacht, die jegliche Art von Negativ-Promo mit kalter Berechnung in bare Münze prägt. So ist die umstrittene Single „Gimme more“ in den Billboardcharts sofort von Null auf Drei der Hot100 eingestiegen und ist somit Mrs. Spears zweiterfolgreichste Single ihrer Karriere, nach dem Debüt-Megahit „Baby One More Time“ (1999). Nicht zu vergessen, dass bisher alle Alben auf Platz Eins der Charts landeten und weltweit mehr als 83 Millionen Tonträger verkauft wurden. Da steckt schlicht Käuferpotential.
Wie also kann dieser Erfolg gewährleistet werden? Man nehme derzeit Nelly-Furtado- und Timbaland-Produzent Nate „Danja“ Hills sowie das schwedische Producer-Team Bloodshy & Avant, welches vor drei Jahren bereits für den Britney-Über-Hit „Toxic“ gesorgt hatte. Somit verbindet man den stylistischen Kehrtwende-Erfolg der letzten Produktion mit den Erfolgsgaranten der gegenwärtigen Chartbreaker und vermeintlicher Konkurrenten. das lässt im Vorfeld schon mal jede Menge Freiraum für Spekulationen. Papier ist geduldig, Musik im Wandel der steten Selbsterfindung unserer Superstars. Da kann man sich ruhig an Madonna halten, die damals in den ersten zehn Jahren ihrer Karriere jedes Jahr ein neues Image hatte und so immer am Ball blieb. Stets besetzt mit den gerade erfolgreichsten Produzenten und Songwritern wie angesagt. Nicht kleckern, klotzen!
In unseren Tagen nun verflechten wir private Skandale und Schmutzwäschen mit dem Bohei der wichtigsten internationalen Airplay- und der iTunes-Videocharts. Vorab-Marketing der allerfeinsten Sorte gepaart mit musikalischen Trendanalysen geben Britney Spears nun einen modernen Reality-Style mit Dancefloor Garantie. Es madonnert Elektropop im Kunstgebilde und – man kann es kaum glauben – es klingt dabei neu, aufregend, exotisch, toxicologisch weiter entwickelt, eigenständig und hip. Kurz, das beste Spears Album aller Zeiten! Selbst der eingefleischte Fan fühlt sich komplett überwältigt und ist vom plastic Stylo-Style ergriffen, ist man doch durch das gefühlte Mitleid der letzten Wochen bereits seelisch befangen und dankbar für jedes positive Lebenszeichen. Davon hagelt es auf „Blackout“ dauerhaft. Voll im Saft der Reinkarnation unserer Pop-Prinzessin entfesselt sich die neue Spears-Mania. Das glaubt ihr nicht? Aufgepasst! „Radar“ wird es der breiten Masse widerstandslos besorgen. Garantiert.
Release 09.11.2007, Jive RecordsTweet