MATERIALSCHLACHT – „Zeitenwende“ CD REVIEW

Es sind nahezu 40 Jahre Punk, die sich MATERIALSCHLACHT auf die Fahne schreibt. Auf dem Schulhof eines Gymnasiums gegründet hatte die selbsternannte Skandalband Ende der 1980er Jahre ihr Debüt Album vorgestellt. Songs wie über die enthauptete Frau im Hämeler Wald, oder auch der ‚Hamsterfussschweiß‘ haben heute Kultcharakter. Mittlerweile sind das zwölf Veröffentlichungen seit 1989. Getourt hat die Band aus Braunschweig reichlich, auf jeder Europalette und in unzähligen Jugendstätten der Republik. An ursprünglicher Streetcredibility mangelt es also nicht.

Wegbegleitend zu dieser Erscheinung muss auch die untriebige Tätigkeit von Mastermind Andreas Bethmann genannt werden. Das lässt sich schnell googeln, ist er ebenfalls als Regisseur und Produzent von Splatterfilmen tätig. Über 30 X-rated Produktionen gehen hier auf sein Konto. So ist es auch kein Wunder, dass seine Texte und auch die Musik die Angelegenheit ebenso roh, direkt und ungeschliffen halten. Songs wie ‚Sie hat Akne‘ oder ‚Das Weststadtmassaker‘ lassen tief blicken, auch wenn das Genre leicht vorgetragen wird. Kein übertriebener Pathos, nette ehrliche Jungs…

Die Vorab-Single ‚Probealarm‘ gab es 2024 als 7″ Vinyl in einer Sammler Edition, Atompilz inklusive. Da blitzt der schwarze Humor. Überhaupt ist Gesellschaftskritik mit Feinsinn geführt, doch man muss sich schon darauf einlassen. Anders als bei anderen Punks jedoch hat sich das urtümliche Element erhalten und ist nicht kommerzialisiert verkommen, was bereits mit ‚Kein schöner Radio‘ in der Vergangenheit besungen wurde. Es ist bewusst Underground, dennoch erscheint dieser Longplayer in einer tollen, opulenten Klappbox mit umfangreichem Booklet und Liebe zum Detail. Zu erhalten ist das neue Werk ‚Zeitenwende‘ mit 12 Tracks im Direktvertrieb als Mailorder, so wie früher!

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