Methode


Intuitive musikalische Wahrnehmung

In meinem Falle, und vermutlich auch spezifisch für eine ganze Generation, musste die Musik also “gefühlt” wahrgenommen und umgesetzt werden. Dabei entwickelten sich andere systematische Schreibformen, wie die “Tabulatoren”  (TABS) oder Pfeil-Skizzen.  Ich nenne das einfach mal “Malen nach Zahlen”. Im Prinzip ist es nur die mechanische Umsetzung der Noten auf das Instrument. Da liegt auch das Problem mit den Noten: zwar konnte ich schon schnell diese Darstellungen lesen, aber für mich waren das nur mathematische Gleichungen und Diagramme, die es nicht vermochten in meinem Kopf  auch Töne zu erzeugen – also reine Stenografie.

Zu einem zeitgemäßen Unterricht gehören natürlich TABS und Noten bei Bedarf genauso dazu – denn spätestens bei der Harmonielehre braucht man diese Grundlagen wieder. Was jedoch das Erfassen der Musik und das Bedienen des Instruments angeht, haben uns bereits die ersten Jazz-Musiker eines Besseren belehrt! Genau genommen basiert unsere ganze Pop-Kultur der letzten hundert Jahre auf diesen Künstlern.

Mein Ansatz ist das eigene Gehör und die eigene Stimme. Durch das „Anzapfen“ der inneren Quelle werden die musikalischen Grundlagen begriffen. Was der Kopf denkt, führt die Hand aus – das setzt erst einmal voraus, dass der Mensch auch die Musik in sich wahrnimmt. Es ist sozusagen die musikalische Weiterführung nach Clara Schlaffhorst und Hedwig Andersen. Dabei geht es um das Beseitigen der inneren Barrieren, damit jeder die Möglichkeit hat sein musikalisches Talent zu entwickeln. Der Rest ist dann Übungssache.

Pädagogisches Selbstverständnis
Was ist Mathetik? Es ist das Gegenteil von Didaktik (der Lehrer diktiert, der Schüler spurt). Einfach gesagt: Die Mathetik orientiert sich am Schüler, während sich die Didaktik  am Lehrer orientiert. Das hat nichts mit „anti-autoritärer Erziehung“ zu tun! Es resultiert einfach aus der Erkenntnis, dass die „Konfektionierung“ – das Gleichschalten der Schüler mit dem Lehrplan – negative Auswirkungen hat.

Für mich persönlich ist eine deutlich spürbare Didaktik eine Horror-Vorstellung. So kann man keine Kunst betreiben – es sei denn, man möchte Marschmusikanten beim Heer ausbilden. Musik braucht einen gewissen Freiraum, damit man sich selbst verwirklichen kann. Nicht zuletzt steigert die Musikalität das Lernpotenzial des Menschen und ist grundsätzlich bei jedem vorhanden. Bei meiner Methode – „Das Befreite Lernen“, ist das mathetische Arbeiten ein ganz wichtiger Baustein der Pädagogik. Ein erhebliches Maß an Disziplin bringt das Erlernen eines Instruments ohnehin mit sich, nur sollte dies mit Spaß und Interesse verbunden sein, anstatt mit einer unvorteilhaften Doktrin. Die persönliche Entfaltung und die intuitive musikalische Zuordnung bleibt Ziel der Ausbildung.

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