Reparatur Framus 5/57 Tango

framus 5/57 tangoDieses Baby hatte es in sich! Es handelt sich um eine der ersten „Framus Tango“ Modelle, möglicherweise aus dem Jahre 1955, ohne Seriennummer.

Der Zustand in dem sie hier auf den Tisch kam war erbärmlich: Die Mechaniken vergammelt und gebrochen, der Sattel ruiniert, das Griffbrett durchgespielt, die Bünde unvollständig und abgeritten, der Lack verblichen und stumpf, als Gurtpin eine 17er Maschinenschraube im Korpus (unfassbar!!!), die Hardware aus Chrom aufgeblüht und blind, und der Boden sowie das Binding hatten sich auch schon gelöst. Ein Totalschaden – wenn man nicht wüsste wie ein solches Instrument nach mehr als 50 Jahren klingt.

framus 5/57 tangoNicht nur, dass Elvis eine solche Gitarre bereits zu Beginn seiner Karriere gespielt hat, diese Gitarren waren zu ihrer Zeit führend und zu Recht begehrt, also ein Muss zur Wiederherstellung des alten Glanzes. Problematisch ist dabei die Beschaffung der original Ersatzteile, die heute nur lückenhaft und artverwandt angeboten werden, und deshalb ein 100%iges Replacement  schlicht nicht ermöglichen. Deshalb muss überwiegend aufpoliert und überarbeitet werden, was nicht stilgerecht ersetzt werden kann. Da ist eine geschmackliche Abwägung begleitend.

framus 5/57 tangoZu aller erst wurden die Leim-Arbeiten vorgenommen: Den Boden des Korpus sauber befestigen und mit dem Binding (zum Schutz vor Beschädigungen durch Stöße und als Dekoration ist der Korpus an allen Kanten mit einer hellen Einfassung (englisch: Binding) aus schmalen Kunststoffstreifen versehen) nach alter Baukunst verschnüren – nämlich den Korpus binden. Dann wurden die ersten Bünde bis zur Mitte entfernt, damit die schadhafte Fläche auf dem Griffbrett ausgebessert und abgeschliffen werden kann, danach Politur und Pflege, insbesondere für die sehr empfindlichen Elfenbein- Imitate aus Plaste. Erst dann wurden die Bünde wieder eingesetzt und vervollständigt, abgerichtet und poliert.

framus 5/57 tangoHalbzeit – Schellack-Politur. Hier wird das Können und die Geduld auf die Probe gestellt, denn nach jedem Arbeitsgang sind Trockenzeiten von drei bis sieben Tagen angesagt und müssen für ein gutes Ergebnis eingehalten werden. Das bringt die Renovierung der Oberfläche locker auf sechs bis acht Wochen. Erst dann können Steg und Saitenhalter aufgearbeitet und montiert werden. Dazu gab es hervorragende Framus Mechaniken mit Nickelgehäuse und Herstellergravur und einen neuen Sattel. Aber nun – und damit war zu rechnen – haben wir frisch besaitet einen Saitenabstand von knapp 1,5 cm im 12. Bund der alten Dame. Ein absolutes „No Go!“, denn so kann niemand spielen. Jetzt musste recht aufwendig der Steg an Korpus und Lage angepasst werden, mit Säge, Pfeile, Schleifpapier und Liebe zum Detail.

framus 5/57 tangoMit den „GHS Vintage Bronze 11-50“ verwandelt sich nun die Gitarre in ein echtes Juwel, laut und satt im Klang. Das hat sich gelohnt! Und einen schönen Rosenholz-Gurtpin hat es auch noch gegeben. Da lacht das Gitarristen Herz – und es geht sogar die Legende um, dass in Bad Nauheim der junge GI seine „Tango“ einem deutschen Buben namens Helmut vermacht haben soll…


Dieser Beitrag wurde unter Reparaturen abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.