Reparatur: Framus Stella 5/53

Reparatur Framus Stella 5/53 - 57Diese schöne Gitarre wurde wieder hergestellt, denn den aktuellen Zustand dieses Fundes, ein Erbstück,  konnte man leider nur als bemitleidenswert beschreiben. Abgesehen vom verblichenen und abgestumpften, teils abgeschlagenen Lack, war das Instrument mit den vielfältigsten Aufklebern der 1970er Jahre beklebt und bemalt worden. Solche Aufkleber verändern auch den darunter liegenden Lack.

Zu allererst mussten wir uns also diesem Problem annehmen und die Oberflächen zum Ausbessern und Nachfärben freilegen. Da kommt beim Restaurateur die Liebe zum Instrument durch, denn dieses Sunburst will auch im Farbton originalgetreu getroffen werden. Die anschließende Versiegelung mit Schellack ist selbstverständlich und eben auch zeitaufwändig, da eine solche „Politur“ natürliche Trocknungszeiten verlangt. Die sonstige Substanz der Gitarre war gemessen am Allgemeinzustand wirklich gut – kaum Holzarbeiten, lediglich die Stimmwirbel mussten getauscht werden, sowie Steg, Sattel und Saitenhalter wurden zudem aufgearbeitet. Die Pflege des Griffbretts und die Politur der Bünde sind ein Standard für Gitarren diesen Alters.

Aber wie alt ist diese Gitarre denn nun wirklich? Dazu werden Modelle mit dem Vintage Katalog abgeglichen, es handelt sich um eine Framus Stella 5/53 – 57. Diese Gitarre wurde bis Ende der 1960er Jahre gebaut. Allerdings befindet sich kein „Framus Bavaria“ Label im rechten F-Loch des Korpus um das genaue Baujahr zu dokumentieren. Die Firma Framus hatte nämlich seinerzeit immer wieder gerne ganze Produktserien für Kaufhäuser undFramus Stella 5/53 -57 Musima Warenhausketten hergestellt und hierbei auf ein Label verzichtet, da es sich um „Sonderserien“ bzw.  „No Name“ / der jeweiligen Hausmarke des Kunden handelt. Aufgrund der Plastik-Bridge jedoch kann man zweifelsfrei sagen, dass es sich um eine Gitarre der Siebziger handelt, denn es war die Blütezeit für solche Fehltritte und Experimente.

Alles in Allem macht die Gitarre im Konzept den Eindruck, dass alte Lagerbestände verbaut wurden. So erklärt es sich auch, dass das Erscheinungsbild von den frühen Modellen der „Stella“ abweicht. Ende der 1970er Jahre meldete die Firma Framus Konkurs an, es ist daher wahrscheinlich, dass die Gitarre aus der Endphase der Produktion stammt, oder Teile sogar zur Fertigung an den VEB „Musima“ nach Markneukirchen gingen. Die patentierte Kopfplatte beispielsweise garantiert eine ursprüngliche Framus, ebenso die Maße des Archtop Bodys, Halsradius etc.; die Achsen-Abstände der Wirbel und das breite Schalloch Design jedoch sind Framus untypisch und erinnern an eine DDR Produktion. Die Saitenhaltergravur besagt wiederum „Made in Germany“, das deutet auf die BRD, also Westproduktion hin! Das Erscheinungsbild ist daher untypisch.

Dessen ungeachtet ist dieses Instrument natürlich 35 bis 40 Jahre alt und hat ein entsprechendes Timbre, dass heute so manchen Liebhaber findet. Da es zudem nicht nur ein Instrument, sondern auch ein Andenken ist, stellt sich die Frage erst gar nicht, ob diese Gitarre wieder aufgearbeitet werden musste. Es ist einfach ein schönes Stück Musik und es macht Freude diese Qualitäten wieder zum glänzen zu bringen…


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