Bernstein – „Lichtwärts“

Bernstein - Lichtwärts Klar, es erinnert sofort an genrespeziefische Wegbereiter wie Heppner, Purwien! oder Blumfeld. Da reiht sich auch ein Bandname wie BERNSTEIN nahtlos in den Sprachfluß ein. Der Sound liegt dergleichen im Trend. Nun tut man den Limburgern aber zu schnell Unrecht, wolle man ihnen ihre Eigenständigkeit absprechen. Das Trio ist eben kein Käse, sondern lyrisch und klanglich mit sicherer Hand voll auf der Höhe der Zeit. Gut, das mag durchaus Mainstream sein, aber das ist uns doch viel lieber als eine schlechte Band mit tristem Sound und ‚bescheidenen‘ Texten.

Bernstein setzen sich durchaus positiv von der grauen Masse der Elektro-Popper ab. Ist ihre Musik auch Teil einer internationalen Welle, so bleibt doch das Gros der veröffentlichten Produktionen oft nur das sinnlose Herumfummeln an Sequenzer-Programmen mit eher zweifelhaftem Ausgang. Was die hiesige Szene betrifft, setzt die deutsche Sprache (und da reden wir vom Land der historisch größten Dichter) gerne ihre naturgegebenen Grenzen. Verkümmerte diese zarte Pflanze im Westen zunehmend und befand sich im inflationärem Strudel der kulturellen Nichtachtung, wurde im Osten Deutschlands ganz gegenteilig auf Kulturgut und Wurzeln gesetzt – wenn auch aus politischen Beweggründen – was jedoch den jahrzehntelangen Erhalt einer lyrischen Erscheinung in der Musik bewahrte. Wie schön, wenn man nun fast zwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung eine emanzipierte Rückbesinnung auf die eigene Sprache in der Popmusik praktiziert, besser noch, dass das Publikum diese Muse auch gegenwärtig akzeptiert. Das Trio Bernstein soll an dieser Stelle lobend erwähnt werden!

„Paradies“ ist ein toller Anspieler und wird zudem als erste Single Anfang April erscheinen. Das romantische Titelstück „Lichtwärts“ ist in jeder Hinsicht ein Ausnahme-Song. Bernstein spielen mit den Elementen, der ganzen Bandbreite elektronischer Musik, lassen Pop und Rock einfließen, verdichten die Songs zu melancholischen Stimmungsbildern. Ein besonderes Lob gebührt Produzent José Alvarez-Brill, der gekonnt die Weichen auf Hitfabrik stellt. Sicher, die kreativen Kompositionen geben da bereits eine Steilvorlage, die Homogenität dieser Studioproduktion jedoch könnte aber nicht besser sein. „Eisenwind“ eröffnet uns eine Welt schmeichelnder Klänge und Visionen. Doch es gibt eben nicht nur besinnliche Momente, ebenso Tanzbares: „Tanz mein Engel“ ist Programm. Mit „Home“ erreichen Bernstein eine fantastische Gefühlswelt, die schöner und schwärzer nicht sein könnte. Das riecht nach Erfolg. Denn aus Limburg kommt eben nicht nur Käse.

release: Island Records, 18.04.2008

Dieser Beitrag wurde unter Rezensionen abgelegt und mit , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.